06.08.22 – Tag 15:

Alles hat ein Ende oder Tanzmarathon an der Fähre

Wie im Fluge sind die zwei Wochen vorübergezogen. Wir hätten noch gut 14 Tage verlängern können, genug Aktionen waren noch vorbereitet. Aber es gibt ja noch ein nächstes Jahr. Nach einem kurzen, schnellen Frühstück wurde das Lager besenrein gemacht. Dank der Unterstützung der großen Jungs war auch der LKW flugs beladen. Punkt 10 Uhr hieß es „in Zweierreihen antreten, durchzählen und Abmarsch“. Ein letzter Blick zurück auf unser Domizil und schnell noch ein Tränchen aus dem Augenwinkel gewischt. Schön war’s, aber ‚Alles hat ein Ende, nur die Fleischrolle hat zwei’.

Ziemlich überpünktlich erreichten wir den Fähranleger und die ‚Oerd’ hatte gerade abgelegt. Mit an Bord war Ralf und der LKW, der überraschenderweise schon mitschippern konnte. Ein Glücksfall, wie sich in Kellen herausstellte, denn bei Ankunft war der Bus voll, der LKW schon leer. Danke schön an alle fleißigen Hände, die mit angepackt haben.

Ein Blick auf den digitalen Bildschirm zeigt, die ‚Sier’ am Festland wird verspätet losfahren. Also hieß es warten. Es wurde jedoch sehr kurzweilig. Unter anderem wartete mit uns das Lager aus Visbek, Landkreis Vechta, auf die Überfahrt. Mit diesem duellierten sich die Kinder mit den Tänzen der einzelnen Gruppen. Visbek legt vor, Kellen zog nach. Am Ende hatte ‚der Zug keine Bremsen’ und beide Lager zogen in einer gemeinsamen Polonaise durch den Wartebereich. Und das inmitten eines Blitzlichtgewitters völlig unbeteiligter Reisegäste. So etwas hatten diese und auch wir noch nicht erlebt. „Zu Freunden werden Fremde’ heißt es in einer Zeile unseres Ameland-Liedes und genau das wurde hier soeben vorgelebt. Chapeau!

Die Busfahrt verlief ohne Zwischenfälle. Der überwiegende Teil der Reisegesellschaft befand sich im Land der flächen Dächer, will sagen, der Schlaf übermannte jeden zweiten Sitzplatz. In den Betreuerautos war das Bild nicht anders.

Circa 16 Uhr endete die gemeinsame Zeit. ‚...freu`n sich Kinder, ihre Eltern zu sehen ...’

Und ihnen auch etwas zu zeigen. Endlich kamen auch die Erziehungsberechtigten live in den Genuss unseren Lagertanz zu sehen. Untermalt wurde dieser durch die Glockenklänge unserer ehrwürdigen St. Willibrord-Kirche. Ein letztes Mal drücken, herzen und dann: Aus und vorbei!

Fazit: Es war ein tolles Lager. Viele neue Kinder waren dabei die großen Anteil an der prächtigen Stimmung hatten. Das Wetter hat mit nur einem Tag Regen mitgespielt und das Taschengeld hat gerade noch soeben gereicht. Wir hoffen und wünschen uns, im nächsten wieder viele von euch im Paradiso begrüßen zu können.

Chiara widmet sich jetzt neuen Aufgaben. Sie will Coco Chiki zu einem Wachhund ausbilden lassen.

PS: Habt ihr das T-Shirt von Hasis Töchterchen gesehen? Süüüüüüüß!

 

 

05.08.22 – Tag 14:

Endlich Kibbeling oder das letzte Mal ‚Attention, Attention‘

Wir haben heute Abend lange zusammengesessen und diskutiert. Ausführlich wurden alle Seiten beleuchtet und jedem wurde Gehör geschenkt. Jedes Für und Wider wurde ausgiebig, aber immer sachlich geprüft. Am Ende floss dann dennoch das ein oder andere Tränchen. Doch Birgit als Oberhaupt und Lagerleitung hat letztendlich entschieden. „Wir haben kein Nutella mehr. Wir brechen morgen ab“! Totenstille – das erste Mal in den zwei Wochen. Fassungslosigkeit machte die Runde. Dabei sah es in der letzten Nacht noch so aus, als würden wir neue Geschichte schreiben.

Das Wunder von Bern wäre beinahe vom Wunder von Buren abgelöst worden. Ein Kicker-Blitzturnier wurde zur später Stunde in der Scheune ausgetragen. Erstmalig dabei das neu gegründete Team Chiara/Lothar, die gegen die Dauerteilnehmer Joris/Anja nach 0:4-Rückstand das Ding noch drehten. Ein Punkt gegen die Favoriten Hasi/Martina hätte zum Turniersieg gereicht. Nach ausgeglichenem Spiel, Hasi hinten, Martina vorne sah es nach Verlängerung aus. Bei fünf Gegentoren kann man schon mal nervös werden, davon zeugten Husis Schweißperlen auf der Stirn. Dann der Wechsel von Hasi/Martina nach Martina/Hasi, Sturm und Abwehr komplett gewechselt. Das Schicksal nahm seinen Lauf. Chiara/Lothar wurden demontiert, das Wunder von Buren blieb aus.

Das Licht in der Scheune war noch nicht aus. „Wer hat denn den Wischmop auf dem Hof liegen lassen“? Huch, Entschuldigung, das ist ja Karsten, der mal wieder die Nachtschicht übernommen hatte und wie ein einsamer Wolf durch Buren streifte. So ganz durchgefroren, wie er war, boten wir ihm Zuflucht im Betreuerraum an. Birgit hatte spontan ihren Platz freigemacht. Hinter vorgehaltener Hand wurde gemunkelt sie hat einfach nur gekniffen. Wo bleibt die Vorbildfunktion? Wenigstens ist am Ende keine zweite Platzwunde dazugekommen, wie Herr Weidisch uns bei Ankunft in Nes mitgeteilt hat. Er ist den Weg durch die Wiesen gefahren, dort wo keine Laternen stehen.

Nachdem die erste Fähre in Holwerd schon abgelegt hatte, erlosch auch das Licht in der Scheune. Kurz darauf brannte es schon wieder in der Küche. Frühstück. Das Letzte zum selbst schmieren, denn morgen wird es ein kleines Buffett geben – wir haben doch keine Zeit. Was sein muss, muss sein, also Koffer packen und die Zimmer vom gröbsten Dreck befreien. Auch die Scheune wurde zurückgebaut und ist jetzt wieder als solche zu erkennen. Ballermann adé!

Auf dem Speicher kämpften derweil wie jedes Jahr unsere Gebäudemanager Joris, Hasi und Chiara, kräftig unterstützt von Coco Chiki mit Bergen von Kisten, Kartons, Schachteln, Dosen, Krims und Krams. Nicht nur einmal wurde dabei über das Nachbarlager auf dem Dachboden geschimpft, die mit ihrem Krempel in unser Hoheitsgebiet eingedrungen sind. Will sagen: Sie haben scheiße gepackt!

Die verbliebenen 68 Lagerteilnehmer pflegten die Tradition zogen aus, um ihr Glück in Nes zu finden. Noch waren nicht alle Lutscher auf ihren Geschmack getestet worden und ein Eis geht auch immer noch. Vorher gab es Pommes für Alle, dazu noch eine Beilage, Fleischrolle, Bami oder anderen Rotz. Des Budenbesitzers Augen glänzten mit dem Fritteusen Fett um die Wette. Einnahmen, reichlich Einnahmen! Und dann kam auch endlich Frau Lalei wie Herr Rossi zu ihrem Glück. Endlich Kibbeling! Dreizehn Tage warten haben ein Ende. Wir konnten ihre schlechte Laune auch nicht mehr ertragen. Auf Kibbeling Entzug sein ist nicht schön.

Es knattert auf dem Hof. Ah, da kommt Bernhard mit dem Treckerchen. Aber der war doch gestern schon da. Stimmt, es ist Ralf der den LKW bringt und uns den Spaß verderben will und die Klamotten abholt. Herzlich willkommen. Schön, dass du gut angekommen bist.

Zurück zum Lager und vorbei an der Kirche und dem Pastoralteam, die sich wieder in der Sonne aalten – ohne neue Pflaster im Gesicht. Ein letztes Abendbrot wurde genossen, ein letztes Mal das Knöpfchen an der Spülmaschine drücken. Und ab nach nebenan. Birgit lässt noch mal Eis für Alle springen. In einer logistischen Meisterleistung trennte Niklas die Horde mittels Gestik und Geschrei in drei Gruppen: Softijs, Slush oder Shepijs. Marvin war der letzte Softie, dann war Schluss und es gab Slush.

Als alle Becher und Hörnchen blankgeschleckt waren, begann unser Fotoabend, eine schöne Tradition. Es herrschten Schweinestall-ähnliche Zustände im Tagesraum, da Anne die Schotten dicht machte und uns dann allein ließ. Bilder und Filmchen lösten sich ab und uns wurde bewusst, was wir alles in diesen 14 Tagen erlebt haben. Toll! Auch gab es wieder Urkunden für Verdienste oder Auffälligkeiten, z. B. Leon der Bingo-King, Meliha fürs beste First-Letter-Kostüm, Noelia als Besentanz-Queen, Nora und Dominik als Love-Couple, mittlere Jungen als leisester Essenstisch und viele mehr. Nicht zu vergessen: Die offizielle Heiratsurkunde für Lara und Jakob Peters-Nass wurde auch noch überreicht.

Die letzten Worte gehörten Birgit, die sich für zwei großartige Wochen bedankte. Von der Anreise bis zur letzten Stunde war es ein harmonisches Lager, keine nennenswerten Zwischenfälle und toller Stimmung. Hierzu beigetragen haben auch unsere zahlreichen Sponsoren und Gönner, ohne die das Lager in dieser Form nicht stattfinden kann.

Danke an Claus Giebels, Möbel Gerd Kleinmanns, Gebrüder Siebers, Hagebaumarkt Kleve, Marco Tilders, Christian Janssen, Schlosserei Korgel, Sarah und Lutz Intveen, Backerei Heiks, Sparkasse Rhein-Maas, Waldemar Suchan, Stadt Kleve (Bürgermeister Wolfgang Gebing), die Ferienlager Bedburg-Hau und DJK Kleve, Familie Beeker/Appenzeller, der Kisters Stiftung und den LKW-Fahrern Christian Janssen, Stefan Rütten und Ralf Piron und auch denen, die nicht genannt werden wollen. Und zu guter Letzt unsrem Andre für das sensationell gute Betreueressen.

Das soll es gewesen sein. Eine Sache noch. Viele Eltern haben uns angerufen und gefragt: Was singt ihr da eigentlich immer? Wir können es hier in Kleve so schlecht verstehen. Hier für Euch unser Lied:

Es ist Sommer am Meer, Kinder gehen Hand in Hand,
Lachen durchdringt das stille Dorf, Spaß muss sein auf Ameland!

Wenn die Fähre anlegt, und die Türen aufgehen,
strömen Kinder voller Erwartung Richtung Nes.
Alle freuten sich das Jahr aufs Wiedersehen,
die Dünen schimmern im Sonnenlicht.

Ob am Wasserspielplatz, oder am Nordseestrand,
unser Lachen kennt keine Grenzen,
Betreuer ärgern, von Kopf bis Fuß voll Sand.
sie haben Spaß auch ohne Streit.

Bewegung ohne Ende, zu Freunden werden Fremde,
ob beim Völker- oder Fußball klappt es ohne Knall.

Nach drei Wochen zu Haus, am Busbahnhof dann,
freu‘n sich Kinder, ihre Eltern zu seh‘n,
nach Ameland zurück, will jeder irgendwann,
die Liebe geht niemals vorüber.

Es ist Sommer am Meer, Kinder gehen Hand in Hand,
Lachen durchdringt das stille Dorf, Spaß muss sein auf Ameland.

Tschüss, bleibt uns treu und wenn ihr wollt, dann fahrt doch 2023 mit, wenn es wieder heißt: „Ik gaa naar Ameland!“

Es ist 0.00 Uhr. Küchenmutti Birgit hat Geburtstag. Alles Gute Ihr. Alles Gute auch uns und allen, die uns Wohl gesinnt sind.

 

 

04.08.22 – Tag 13:

Der Bund fürs Leben oder das Ende naht

„Fünf Tage die Unterhosen nicht wechseln, aber beim Toilettenputzen Handschuhe tragen wollen. Das sind die Jungs. Oder vom Tellerwäscher zum Millionär: Leon-F. und Lennart wollen diesen Weg einschlagen und ließen sich heute für den Spüldienst eintragen. Keine gute Idee. Das Handtuch ist mein Feind, die Messer heiß und die Motivation gen Null – ich denke das mit den Millionen wird nicht klappen“. Diese und andere Geschichten sind kürzlich unter dem Titel ‚Plauderei aus dem Leben eines Betreuers“ im VVVV erschienen. Also dem Verlag vür Verien Vreizeiten.

Es klappert nicht die Mühle am rauschenden Bach, aber die Zeltstangen auf der Straße, denn heute ist Braderie in Buren Centrum. Die Marktbeschicker waren dabei ihre Verkaufsstände aufzubauen. „Hier wird nur Fake verkauft“, wusste Janus zu berichten. Seine Warnung war buchstäblich in den Wind geblasen. Immer wieder kamen Kinder zurück: Guck mal, habe ich mir gekauft; das war gar nicht teuer; das fand ich so schön. Was wirklich zu den wichtigen Sachen gehört wurde nicht angeboten. Vergeblich hielten wir Ausschau nach dem Fischstand zwecks ausgiebigen Kibbeling-Verzehres und auch das leckere Schamhaar mit Soße war nicht auffindbar.

… das Ende naht … So stand es heute Morgen auch auf dem Tagesplan geschrieben. Und es ist leider so. Das meiste Weißbrot haben wir schon gegessen. Also noch einmal alle Lieblingspunkte abklappern. Hieß für Jens und Jungs heute noch mal in die See. Das Wasser hat sich um 1 °C auf 19 °C erwärmt. Schnell noch einmal ins Nass und sich an der grandiosen Nordsee erfreuen, bevor wir die nächsten 365 Tage wieder auf den träge dahinfließenden Rhein blicken.

Die M+M’s, also mittleren Mädels legten kreativ noch einen drauf und bemalten Tassen und Leinwände. Die Großen Mädels übten sich noch mal beim Batiken. T-Shirt, neue Lagervorhänge und ein Baby-Body für Hasis Töchterchen wurden kreiert. Zwischen alledem wurde geprobt, denn heute fand der große GALA-Abend statt. Nachmittags wurden die Mädchen auch noch mal am Strand getroffen, chillen im Sand war angesagt.

Für die kleinsten Mädchen ging es heute auch auf den Leuchtturm. Da die Strecke mit dem Fahrrad zu weit war, wurden sie vom Lagertaxi gefahren. Sichtlich beeindruckt waren die Zwerge und genossen den Aufstieg bei traumhafter Sicht. Auch für sie gab es die obligatorischen Pommes und ein Softijs in Hollum. Ein Gratis-Spaziergang führte sie anschließend noch zur nahegelegenen Kaasboerderei – uneigennützig wie Lena versicherte. Das Abholtaxi berichtete vom Gegenteil, ihre Taschen waren voll.

Mittagessen: Am nächsten Tag schmeckt es noch besser wird oft gesagt. Deshalb war heute der große Reste-verzehr-mal-gucken-was-noch-so-im-Kühlschrank-steht-Tag! Erst Abverkauf, dann Ausverkauft! Alles weg und geschmeckt hat es trotzdem. Hier verkommt nichts (das haben wir schon mal bewiesen, als wir 10 Tage Currywurst aßen).

Wer einmal auf Ameland im Lager war, der wird zwei Gerüche ein Leben lang nicht vergessen. Zum einen Jahr für Jahr den Mief-Geruch im Zimmer der kleinen Jungs. Diese wechseln je nach Gruppengröße die Schlafräume. Die Zimmer wechseln, der Geruch bleibt. Zum anderen ist da der Geruch des Neser Waldes. Der Kiefernduft, gepaart mit feuchter modriger Erde, dazu eine Brise salzhaltiger Luft von der See. Ein halbstündiger Spaziergang im Wald ist heilsamer als eine Stunde in ein Inhaliergerät zu schnorcheln. Welch eine Einleitung. Ich wollte nur sagen, dass alle Jungengruppen sich noch einmal im Neser Wald versammelten um dort Tretball zu spielen. Ein Kind war noch nicht gefangen und ein Anruf von Jens aus der zweiten Lichtung sagte uns warum. Vincent hatte die Grenzen mal gehörig überschritten, also die Spielgrenzen und war am anderen Ende aufgetaucht. Er fand aber alleine zurück, denn der Wald wird leider immer lichter.

Kräftig durchgeschwitzt ging es nicht zurück zum Lager, sondern pronto nach Metz. Die Räder müssen bis 18 Uhr abgegeben werden. Schade, der Luxus hat ein Ende. Entsetzen in den Augen der Neulinge. Jetzt müssen wir zum Abschoppen morgen nach Nes laufen. Fragt doch mal die Kinder vom Kooiplaats, was die so zum Thema laufen zu berichten haben. Dann würdet ihr sogar gerne rückwärtsgehen.

Nach dem Abendbrot legte sich ein Geruch von Nagellack, Haarspray und Pomade über das Lager. Die Duschen rauschten ohne Unterbrechung. Etwas rotes wurde vom Speicher getragen. Es war der berühmte Rote Teppich, der vom Stapel eines anderen Lagers auf dem Dachboden heruntergefallen ist und zu unserer Seite rollte. Also dürfen wir ihn nutzen. Die Tafel sagt: Prachtentfaltung – GALA-Abend!! Jedes Männchen sucht sich ein Weibchen und bildet ein Pärchen. Dazu studieren alle Gruppen etwas ein, in diesem Jahr alle einen Tanz. Alle Pärchen ließen sich vor dem Eintritt vom Lagerfotografen ablichten und durften unter den kritischen Augen der Türsteher (Marvin und Jens) eintreten. Wer sein Herz nicht am rechten Fleck hatte (also ein Papierherz mit Nummer) oder auch in Flip-Flops erschien, wurde nicht eingelassen. Die kleinen Mädchen trugen „Chöre“ vor, die Mittleren den Baumwoll-Augen-Johannes, die kleinen Jungs „Rise“ von Jonas Blue und für die Mittleren mussten wir gar raus auf die Wiese. „Der Zug hat keine Bremsen“, war ihr Beitrag und sie legten dabei mehr Strecke um das Völkerballfeld zurück als der Hauptdarsteller im Starlight-Express.

Den Besentanz mit Jan und alle Mann gewann übrigens Siyan nach einem harten Zweikampf mit Jonah.

Nach einer kurzen Pause wurde auf der Lagerwiese auf vielfachen Wunsch mit allen noch mal der Lagertanz getanzt. Sehr zur Freude der Gäste, die hinter unserem Betreuerheim logieren und mit Begeisterung versuchten uns nachzutun. Liebespost wurde natürlich auch noch verteilt. Jeder bekam vor dem Eintritt ein Herzchen mit Nummer. Diese Nummern konnten anonym angeschrieben werden und ein jeder war selig, wenn er denn Post bekam.

Kommen wir zum Hamburger Kennzeichen. HH. Höhepunkt Hochzeit. Wer mag wohl diesmal das glückliche Paar sein. Die Scheune wurde zur Kirche und der Bäcker zum Pastor (wer aufgepasst hat, Ben war bei First Letter Bäcker). Fehlt nur noch das Brautpaar. Trommelwirbel. Jakob und Lara wurden als Traumpaar auserwählt und wie ich beim Toilettengang erfahren habe, soll Jakob sich vorher extra rasiert haben. Eine wunderschöne Zeremonie wie ich fand, aber eigentlich sollte doch die Braut weinen, so kenne ich es. Stattdessen brach Mia in Tränen aus und Maja schaffte die 100m zum Bad und zurück in unter 10 Sekunden um Taschentücher zu holen. Vor dem Tor hatten Frederick A. und Jonas ein Banner mit einem Herzen vorbereitet, welches ausgeschnitten werden musste. Leider hatten sie die stumpfeste Schere aus unserem Bestand gewählt und es dauerte. Jakob war so entkräftet, dass er Lara kaum noch durch das offene Herz tragen konnte. Ende – Happy End.

Der Gewinner der Spielegruppen-Runden wurde bekannt gegeben. Vorweg, Lothars Gruppe blau hat es nicht mehr geschafft. Aber einen respektablen dritten Platz. Fünfter wurde Lenas & Annes Gruppe, vierter Meike, zweiter Joris und Gesamtsieger Marvins Gruppe Grün. Hosi, Hansi, Hasi hat sich nicht lumpen lassen und den Abend geopfert um in der Küche selbstgemachte Pizza zu zaubern. Diese konnte die Gewinnergruppe dann in der Scheune gemeinsam verzehren.

Diese ist derzeit immer noch besetzt. Die Ältesten durften in der Scheune noch Werwolf spielen, auch eine kleine Tradition. Lena musste moderieren. Hasi hat extra gewartet, bis sie in der Scheune ist und dann erst das holländische Allerlei serviert. So hatten wir mehr davon.

Abschließend müssen wir noch etwas richtigstellen. Liebe Mama Marvin, danke erst mal für die Grüße. Bitte machen Sie sich keine Vorwürfe in Bezug der Rechtschreib-Erziehung ihres Sohnes. Sie haben alles richtig gemacht. Marvin hat versichert, dass es bewusst falsch geschrieben wurde. Sollen wir ihm glauben?

Und bitte nicht vergessen: Für die Kinder is‘ dat herrlich!!!

 

03.08.22 – Tag 12:

Gott sei Dank nichts gebrochen oder Maskenball im Brouwers-Stall

Die Rückeroberung des Lagers am gestrigen Abend hat Opfer gefordert. Was hat der Mensch zweimal und eines ist davon bei Marvin im Moment doppelt so dick? Richtig: Das Sprunggelenk. Was war passiert? Lätitia, Freddy und ihre Mitstreiter hatten trotz akribischer Vorbereitung ein winziges Detail vergessen. An allen Seiteneingängen, an den Treppen, vor den Zimmern der Kleinen – überall Wachposten. Aber an das Fenster im Betreuerraum hatte niemand gedacht. Dazu waren aber drei Höhenmeter zu überwinden, eine Dachrinne und ein Stückchen Steildach. Hasi, Andre und Jens fielen rein sportlich gesehen aus dem Raster, alle anderen kämpften um Punkte. Blieb nur Marvin, der flink wie Mogli das Zielfenster erreichte. Ein Sprung ins Zimmer und – Aua, Aua. Joris Kuriositätenkoffer stand am Aufsetzpunkt im Weg. 1A-Qualität. Koffer heil, Fuß kaputt. Wie sollte Marvin jetzt in sein Hochbett kommen. Betreuer helfen Betreuern. Lothar bot sein Bett unten an und wäre bereit gewesen für eine Nacht ausnahmsweise im Vorhaus zu schlafen. Nach dem heutigen Besuch beim Arzt konnte Entwarnung gegeben werden. Gebrochen ist nichts.

Gestern wurde auch noch gegolft – ich vergaß. „Wo in den 80ern wir Kindern uns den Kopf nach Süßigkeiten haben verrenkt, werden heute kleine, harte Gummibälle versenkt“. Im ehemaligen Sparladen (kennt noch jemand den leckeren Pfefferkuchen?) hat sich ein Indoor Moonlight Midgetgolf angesiedelt. Dieser wurde von den kleinen Jungs auf Herz und Nieren geprüft. Dabei war das Minigolfen längst nicht so interessant wie die Laserstrahlen, Lichtanlagen und anderes Geleucht. Spielte man in den Kofferraum eines Autos, so gingen sämtliche Lampen am Wagen an. Die Vorzüge eines solchen Gefährts wurden von den Jungs ausführlich diskutiert. Es war weder ein Mini noch ein Golf!

Johanna durfte heute wieder wecken. Ich meine nicht Fleuren und auch nicht Piron – von Kozcian dudelte wieder ihr ‚Aufstehn ist schön‘ durch die Schlafgemache. Und das Aufstehen war wirklich schön, denn es war traumhaftes Wetter. Eigentlich ein Muss für den Strand, aber es war windig und wir hatten schon mal schlechte Erfahrungen gemacht. Die Mehrheit entschied sich sowieso für ‚de Vleijen‘ oder wie es auch besungen wird ‚am Wasserspielplatz‘. Die Letzten hatten ihre Handtücher noch nicht ausgebreitet, da waren die Ersten schon im Wasser. Die Seilbahn bot viel Spaß und tauchen mit Sonnenbrille, wie es Noelia demonstrierte, könnte ein neuer Trendsport werden. Die großen Mädels lümmelten sich auf dem Schwungtuch und holten noch etwas Schlaf nach. Die Action Bound 3.0, Betreuer aussperren, hatte doch Kraft gekostet. Auch auf dem Floß tobte eine Battle nach der anderen. Wer sich vorher dagegen entschieden hatte in die Badesachen zu schlüpfen stand jetzt blöd da aber nicht lange. Kurzerhand ging es in der Unterhose rein ins kühle Nass. Die Handtücher wurden anschließend geteilt. Vier Stunden plantschen und toben, danach konnte man die Haut so abziehen.

Und wo wir schon mal da sind, da bleiben wir auch hier. Es war noch etwas Zeit und die wurde kurzerhand in Nes verbracht. Bummeln und einkaufen. Eisdiele, Pommesbude, De Klimhop oder der neue Geheimtipp, die kleine, feine Kaffeerösterei waren im Groben die Anlaufpunkte. Alle erschienen pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt – aber dann. Gullideckel und Fahrradschlüssel vertragen sich nicht so gut. Das bekam auch Niklas zu spüren. Beim Verteilen der Schlüssel unterlief ihm ein kleiner Fauxpas. Es war Lennox Schlüssel, der elegant im Gulli versenkt wurde. Lennox hatte Tränen in den Augen. Nicht wegen dem Schlüssel, aber weil er Angst bekam zum Lager laufen zu müssen. Geballte Muskelkraft half nicht, der Gullideckel war noch vom letzten Besuch Königin Beatrix aus Sicherheitsgründen verschweißt worden. Mit dem albernen Stöckchen-Trick konnte der Schlüssel letztlich geborgen werden. Köpfchen gebrauchen! Ein Fahrrad war aber zu viel und warum? Joris führte es in halsbrecherischer Fahrt an der Hand sicher zurück nach Buren.

Aus der Küche roch es schon wie bei den Nachbarn von Blumen Ebben. Es gab Döna. Mit Pommes und Beilagen lose serviert und nicht im Fladenbrot ist es die bessere Lösung wie die Küche festgestellt hat. Ein paar Pommes, Döna-Fleisch und Zaziki in ein Nachtischschälchen geklatscht – fertig. Levin hatte die holländische Dönabox erfunden. Mit Tränen in den Augen trat Ela ihren Spüldienst in der Küche an. „Ich muss noch die Nägel lackieren und die Haare waschen und mein Outfit vorbereiten“, hatte sie Angst nicht rechtzeitig zum Abendprogramm fertig zu sein. Küchenmutti Birgit ließ sich erweichen und erließ ihr die letzte Fuhre aus der Spülmaschine.

Kurzerhand wurde das Programm heute umgemogelt. Anstatt ‚Wetten dass …?‘ gab es die „First Letter Party“. Bevor mich mein alter Kumpel (er ist wirklich älter) wieder anschreibt, möchte ich das kurz erklären, ich kannte es auch nicht. Frei übersetzt heißt es soviel wie ‚Erster Buchstabe Feier‘, soll heißen jeder trägt ein Kostüm, das auch mit dem Anfangsbuchstaben des Vornamens anfängt. Ein Beispiel: Mein Name ist Lothar und ich wollte mich ursprünglich als Lampen-Udo verkleiden, konnte aber die Lichterketten auf dem Dachboden nicht finden. Es wurde eine bunte Mischung in der Scheune. Hier einige Ideen: Maja – Mario, Lara – Luigi, Marcel – Millionär, Levin – Lewandowski, Lennox und Lennart – Landwirt, Anja – Aladin, Jens – Jungschütze, hMarvin – humpelnder Mönch, Vincent – Vincent Vega und Anton war Anton. Weitere Ideen zeigen hoffentlich die Fotos. In einer Modenschau konnten die einzelnen Gruppen ihre Kostüme zur Schau stellen. Alle Kinder durften ihren Favoriten in einer geheimen Wahl benennen. Nach der Auswertung ergab die Top 5 folgendes Bild: Platz 5: Ben als Bäcker, Platz 4: Liam als Lichterkette, Platz 3: Jakob als Japaner; Platz 2: Maya als Minion und Platz 1: Meliha als Meerjungfrau. Tanzen und Popcorn essen während der Polonaise rundeten den Abend ab.

Es war 22.10 Uhr als es hieß: Zähne putzen, Pipi machen, ab ins Bett!

PS: Wir halten die Räder noch einen Tag länger, wir haben noch Kettenfett!

 

 

02.08.22 – Tag 11:

GOTT liebt das BUNTE Leben oder Essen wie Gott in Holland

Heute Strafdienst für die großen Jungs. Sie hatten in der letzten Nacht lustigen Schabernack mit den Bildern in den Fluren getrieben. Fanden sie, fanden wir nicht, also die Ansage beim Frühstück von Birgit: „Sämtliche Dienste werden heute von den großen Jungs übernommen“. Ha!

„Wir können die Welt von oben sehen, ein U-Boot holt uns dann hier raus!“ Wer erkennt, aus welchem Lied diese beiden Zeilen stammen, der darf jetzt weiterlesen. Der Rest geht bitte zu Bett, wenn er es nicht schon getan hat. Richtig, es ist der Song Leuchtturm von NENA, der alten Corona-Leugnerin. Wozu haben wir den die Räder? Zum Fahren! Warum fahren wir dann nicht nach Hollum? Weil das Risiko nicht anzukommen vor allem bei den mittleren Mädchen im hohen zweistelligen Prozentbereich liegt! Dennoch begaben sich alle Gruppen außer den Kleinsten auf die Piste, Startbahn West, Campingplatz Nes. Drei Gruppen waren auch zügig unterwegs, bis auf Martina und Anja. Noch keine drei Kilometer auf dem Tacho kamen die ersten Sprüche: „Was macht ihr mit uns? Mein Fahrrad ist kaputt. Ich fahre sonst nur Bus! Ist es noch weit. Ich kann nicht mehr. Ich glaube ich muss sterben. Meine Eltern haben Geld dafür bezahlt, dass ich mich nicht bewegen muss.“ Das Übliche also. An Düne Eins wurden die Räder schon hochgeschoben. Dennoch wurde das Ziel erreicht und nach dem Aufstieg auf den Turm folgte die Entschädigung mit einem sagenhaften Rundumblick auf die Insel. Es gibt jetzt auch einen Leckerautomaten neben dem Blechhaufen, eine gute Gelegenheit das lästige Kleingeld loszuwerden. Jeder noch ein Trinkpäckchen und weiter ging die Fahrt in Richtung Hollum-Zentrum. In „De Fretpot“ warteten leckere Pommes auf uns und zum Nachtisch spendierten die Betreuer noch ein Softijs dazu.

Wie man 20 Cent auf den Kopf haut. Auch Marvin und seine Gurkentruppe hatten es zu besagter Pommesbude geschafft. Ben konnte einem Kaugummi- und/oder Flummi-Automaten nicht widerstehen und investierte besagte 20 Ct in der Meinung einen Flummi zu ziehen. Als dieser rauskullerte wurde sogleich ein Probewurf auf das Pflaster gemacht und der Flummi zersprang in tausend Teile. Ja, liebe Kinder. Der Automat hatte gelogen. Er war doch kein Flummi- sondern ein reiner Kaugummiautomat.

Lasst uns quizzen: Prominenter Besuch im Sunset in Hollum: _ _ _ _   _ _ _ _ _ _ _ _ _ _! Ich kaufe ein e, ein i und ein F.  _ _ _ i    F _ i e _ i _ _ e _! Andre möchte auflösen: Anni Friesinger! Richtig. Andre war der erste Gast und die gealterte Kufen-Queen folgte schon bald. Sie hat Andre auch gleich als Starkoch erkannt und um ein Autogramm gebeten.

Währenddessen begaben sich die kleinsten Mädchen zu den Springdünen und hatten viel Spaß beim sportlichen Wettstreit. Schon vor 40 Jahren waren diese ein beliebte Ziel um im Weitsprung die Kräfte zu messen. Ich denke, die Dünen wird es auch dann noch geben, wenn die Insel schon untergegangen ist. Nachmittags noch in ‚de Vlijen‘, ohne Regenjacke, da Annes Wetter-App keinen Regen anzeigte. Die App lag falsch …

Drei Tage kalter Entzug. Die kurzen Jungs gingen auf dem Zahnfleisch. Heute die glückliche Nachricht: Es sind noch Räder da, wir können nach Nes. Schnell wurde an den Rucksäcken noch zusätzlicher Stauraum angenäht und los ging die Fahrt. Dieser Bonus-Raum war aber gar nicht nötig, denn auf dem Rückweg waren die ersten Tüten Chips schon vertilgt. Lange nichts gehört vom JUMBO. Hier noch ein Nachtrag. Der Dickhäuter-Discounter hat eine Sommer-Rubbelaktion gestartet. „Maak kans op te gekke zomerse prijzen“! Die Jagd auf den Hauptgewinn – 1 minuut gratis winkelen bij Jumbo – hatte begonnen. Sämtliche ausgelegte Rubbellose zogen von Nes nach Buren um und es wurde gerubbelt, was die Geldstücke hergaben. Bislang ohne Erfolg. Dafür steht unsere Papiertonne jetzt kurz vor dem Zerbersten.

Am späten Nachmittag gab es Besuch vom Pastoralteam des Bistums Münster, die mit uns zusammen den Gottesdienst feiern wollten. Aus zeitlichen und terminlichen Gründen konnte kein Mitglied unseres Seelsorgeteams auf die Insel kommen*). Lasse, Johanna, Theresa und Karsten rauschten mit ihrem Equipment auf den Hof. Sofort rannten die kleinen Mädchen auf ihre Zimmer um ihre Bürsten zu holen. Um es etwas anschaulicher zu beschreiben. Karsten Weidisch, seines Zeichens der Pastor, trägt auf dem Haupt eine Kreuzung aus Boris Johnson und dem Struwwelpeter. Vielen ist er vielleicht noch als ehemaliger Pastor von Emmerich im Gedächtnis. „Man hat ihn geliebt oder gehasst in Emmerich. Etwas dazwischen gab es nicht …“, wurde mir zugetragen. Ich kann nur sagen: Seit dem Gottesdienst heute lieben wir ihn. Das war einer der Höhepunkte in unserer Zeit hier. Locker, flockig, anders (deswegen wahrscheinlich der Hass der Rechtsrheiner) zog er das Lager mit, sei es bei der Gabenbereitung oder -verteilung. Mehr davon. Birgits Einladung, doch noch bitte zum Grillen zu bleiben folgten sie gerne.

Nach dem Grillen ist vor der Bound. Joris hatte sich wieder mal ein Schmankerl ausgedacht. „Die Drei Fragezeichen und der Schatz des Walfängers“ zogen die Kinder in den Bann und hielten sie auf Trapp. In den Spielegruppen (nach zwischenzeitlichem Platz Zwei ist Gruppe blau wieder Letzter), ging es von links nach rechts, von oben nach unten durch Buren. Ein Elternteil, das schon etwas in die Jahre gekommen ist (zuletzt Betreuer 1992 gewesen) hat angefragt, was denn eine Action Bound ist. Zu seiner Zeit wurde noch mit Kreide auf der Straße operiert. Unter ‚de.actionbound.com‘ gibt es nähere Informationen.

Was duftet denn da so phantastisch? Andre hat mal wieder am Herd und Grill gestanden und für die Betreuer gekocht. Es ist ihm immer wieder eine Herzensangelegenheit so auf seine Weise den Betreuern seinen Dank auszusprechen. Es war sensationell lecker und eigentlich müsste man jetzt die Füße hochlegen und verdauen. Geht nicht! Wir sind draußen – Betreueraussperraktion. Während diese Zeilen entstehen kämpfen die Mitbetreuer und Leitung vor der Scheune um Punkte, um den Schlüssel zurückzuerobern. Spezialist Jörn hat nach einem gerade abgeschlossenen Spiel die Flaschen in den Altpapiercontainer entsorgt. Jörn!!! Falscher Container und es sind Pfandflaschen. Du Flasche! Es läuft gut und beim derzeitigen Punktestand rechnen wird damit, gegen 0:30 Uhr wieder die Lagerhoheit zu haben.

Übrigens: Um 11 Uhr heute Morgen war Kevin da. Keiner war im Lager. Er war sehr enttäuscht.

PS: Es ist noch nach 0.00 Uhr geworden. AA hat Geburtstag. Also Amina und Andre. Zwei Jahre konnten sie nicht mehr gemeinsam auf Ameland feiern. Umso rührender war es jetzt. Ik koss schraue!

*) Wir müssen die Kinder schützen!

 

 

01.08.22 – Tag 10:

Der Niklas hier oder nimm mich mit Kapitän auf die Reise

Die Wor–te kom-men lei-der noch et-was schlep-pend rüber. Ich hatte heute Morgen Spüldienst mit Leon B. und Lionel und befinde mich zurzeit immer noch im Zeitlupenmodus. Kann abtrocknen doch lange dauern.

Von der Nachtwanderung wurde gestern bereits berichtet. Wer selber schon einmal als Kind in einem Ferienlager auf Ameland geweilt hat oder jemanden kennt, der in jungem Alter ein Lagerkind war, der weiß, was das für den heutigen Morgen bedeutete. Es ist Gammeltag!! Lange schlafen ohne wecken. Himbeereis zum Frühstück. Dauerschnarchen und zehn Atemaussetzer mehr als sonst. Ein liebevoll von der Küche bereitgestelltes Frühstück stand bereit – Selbstbedienung erwünscht. Jeder so wie er mag. Kleine Würstchen wurden auch angeboten und der Legende nach soll es auch Rührei gegeben haben. Ich habe keines mehr gesehen. Die Zeiten, als auch für die längsten Schläfer noch etwas zurückbehalten wurde sind vorbei. Vielleicht war Leon-F. auch einfach nur schneller und hat wie immer bei der Nahrungsaufnahme alles gegeben.

Ein warmes Mittagessen gab es nicht. Stattdessen wurden in der Küche Brote im Akkord geschmiert. Zwei Boxen voll gingen als Reiseproviant mit auf die Fahrt – die Kutterfahrt. Wieder die Frage: wie kommen wir dahin? Antwort: laufen! Re-Antwort: Murren! Eine Kette ist nur stark wir ihr schwächstes Glied. Soll heißen ich konnte wieder mal hinten laufen, diesmal waren es Lennox und Siyan, die den Besenwagen bildeten und wir hatten doch keine Zeit. Nach dem Motto „Ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm, vorwärts, rückwärts, seitwärts ran …“, ging es schleppend voran. Dafür blieb genug Zeit um darüber zu philosophieren, ob die Menschen auch zu den Tieren gehören. Außerdem weiß ich jetzt, dass man Kraken über Ebay bestellen kann. Am Ende war die Idee geboren am Baggerloch Kellen, Brienerstraße, eine Octopus-Zuchtstation zu errichten. Es ist nicht immer schlecht, wenn man hinten läuft.

Am Kutter angekommen hieß es Überraschung. Frau Urselmann war mit an Bord. Jetzt wollt ihr sicherlich wissen, wer Frau Urselmann ist, oder? Seid nicht so neu-neu-neugierig!

Alle an Bord Raus auf die See. Während unter Deck geschmust wurde, ging oben das Schleppnetz zu Wasser. Wir fischen mit der Strömung, das haben wir heute gelernt. Es war so einiges im Netz, sehr zur Freude der Kinder, die Krebse, Fische und anderes Getier auf die Hand nehmen konnten. Andre der alte Garnelengarer kam hinzu und gab den Befehl Garnelen herauszufischen, die wir in der mittlerweile krümellosen Brotbox auf dem Weg zur Schlachtung zwischenlagern wollten. Abends dann sollten diese beim Live-Cooking zubereitet und gepult werden. Durften wir leider nicht und an dieser Stelle hat Niklas versagt. Er hat die Garnelen zurückgeschüttet, anstatt die zweite auch nur noch mit Luft gefüllte Brotkiste zu zeigen. Die Garnelen hätten wir in den Rucksäcken der Kinder locker von Bord geschmuggelt. Mittlerweile war das Ende der Insel und die Sandbank vor Terschelling erreicht. Dort lümmelten sich mehrere Dutzend Robben in der Sonne. Nach vielen Aaaah, Ooooh und Psssst wurde der Rückwärtsgang eingelegt und die Fahrt ging zurück.

Selbstverständlich ging es auch zu Fuß zurück zum Lager und dreimal dürfen sie raten, wer das Schlusslicht bildete (diesmal mit Martina). „Ich kann nicht mehr laufen“, jammerte es um uns herum. Namen möchte oder soll ich nicht nennen. Darum hier nur ein Gratis-Tipp der auch nichts kostet: „Weniger Essen, schnuppen, saufen – dann klappt es auch wieder mit dem Laufen“!

Bast wohin das Auge reicht auf dem Hof. Wer noch alle fünf Finger an der Hand hatte, war damit beschäftigt Bastbändchen herzustellen. Der Anteil der Jungs steigt. Danke Johanna für die aufgebrachte Geduld, den Kleineren das Fingerstricken näher zu bringen. Unsere Vorräte an Bast sind dramatisch geschrumpft. Wir suchen noch Sponsoren für das nächste Jahr.

Kreisch-Alarm im näheren Umfeld der Schaukel. Was war passiert? Eine Staubwolke kündigte die Horde an, die ins Lager strömte. Leander hat Lilly geküsst! Angeblich. Auf die Wange. Doet `ie het of doet ìe het niet? Wir wissen es nicht.

Da die Küche über die misslungene Operation Garnele schon informiert war, zauberte sie uns ein leckeres Abendessen auf den Tisch. Schnitzel mit Wedges, Sauce Hollondaise und gemischtem Salat. Es war so lecker, dass die Küche selbst nichts mehr abbekam. Also mussten Pommes als Ersatzmahlzeit her.

Final wurde Herzblatt auf der Wiese gespielt. Viele Kandidaten, noch mehr Lacher und am Ende fünf Pärchen, die sich gefunden haben. Alexander + Lionel, Meliha + Janus, Jörn + Frederick A., Ben + Franziska und Lara + Jakob, das Traumpaar 1000 schlechthin. „Wo würdest du am liebsten heiraten“? „Im Forstgarten“! Es gibt genug Gesprächsstoff für die Nacht.

Singen, Gerüchteküche und Schluss für heute.

Eine Bitte noch an Ela. Bitte schmeiß nicht die Sachen deiner Schwester durch die Gegend! Sonst kommt sie noch fünf Mal runter!

 

 

31.7.22 – Tag 9

Der erste Regen oder nachts sind alle Kinder grau

Der neunte Tag: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus, Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel, noch alles, was dein Nächster hat: Begehren – das Wort ist aus der Mode gekommen, die Sache nicht. Von den anderen das haben wollen, was man selbst nicht oder nicht ausreichend hat, ist gefährlich für eine Gesellschaft (Wort zum Sonntag).

Heute Morgen gab es den Feind aller Betreuer. Regen. Der Himmel öffnete seine Schleusen. Auf Grund eines Problems mit der Mechanik konnten diese auch so schnell nicht geschlossen werden. Regen – gut für die Rüben, schlecht für das Ferienlager. Jetzt müssen die Betreuer die Kinder ja richtig beschäftigen. Unsere Spieleautoren entwarfen flugs ein Gesellschaftsspiel für alle Altersgruppen. Jeder Teilnehmer bekam einen Zettel mit 24 Zahlen (Joker Nummer 25) von 1 bis 99 in einer willkürlichen Mischung. Dieselben Zahlen wurden auf Tischtennisbälle übertragen in einen Pott geworden, gemischt und nacheinander blind gezogen. Wer eine gezogene Zahl auf seinem Zettel hatte, durfte diese abstreichen. Wir wollen diese Spiel BINGO nennen und hoffen, vor allem auf holländischen Campingplätzen damit Erfolg zu haben.

Jakob war der erste Gewinner und konnte eine volle Reihe in der Horizontalen vorweisen. Apropos Jakob: Hier noch ein kleiner Nachtrag. Jakob war der Erste, der sich bei der Wattwanderung traute, eine Muschel zu essen – es war natürlich eine Jakobsmuschel (kleiner Kalauer), die im Allgemeinen auch als Pilgermuschel bekannt ist. Das erklärt auch, warum Jakob Abend für Abend zu den Mädchen herüber pilgert. Nachdem die Stifte der kleinen Mädchen alle wieder angespitzt waren, wurde die Runde weitergespielt, bis die Karte voll war. Leon war der Glückliche und konnte sich über eine Tüte Süßigkeiten freuen. Wie ich finde, hat es den Richtigen getroffen, er hatte bislang noch keinen Süßkram!

Ein alter Mann mit weißem Bart und einer Pfeife in der Schnütt steht vor der Tür. Ach so, das Mittagessen. Käptn‘ Iglu bringt den Fisch. „Wenn die Pflunder gefangen ist, wird sie platt gemacht“! Lieber Marvin, ich möchte kein Korinthenkacker sein, aber Flunder schreibt man mit „Eff“. Ist aber niemanden sonst aufgefallen. Wenn Herr Packheiser die Berichte lesen würde, hätte ich auch eine fünf, wie ich immer einen Tag später bei der Fehlerzählung feststellen muss. Egal. Zu den Pflundern mit „Eff“ wurde Kartoffelbrei und Spinat serviert. Lecker, sehr lecker und die Reste konnte man in einem Fingerhut verstauen.

Nach der kurzen Pause kam Leben in das sonst eher ruhige Vorhaus. Warum? Das Betreuersuchspiel in Nes stand auf dem Programm und das Vorhaus wird als Umkleide genutzt, damit die Kinder die Verkleidungen nicht vorher schon sehen. Martina hat vom Umkleidezimmer zum Badezimmerspiegel und zurück ihr Tagesziel an Schritten schnell erreicht und eine regelrechte Rinne in den Holzboden gelaufen, bis das Kostüm passte. Für Neulinge: Betreuer aller Lager verkleiden sich, laufen durch Nes, müssen von Lagerkindern mittels einer Parole erkannt werden, Betreuer schwitzen in Kostümen. Hier eine Aufstellung der Teilnehmer Paradiso (kleiner Tipp: schauen sie erst die Fotos, mitraten und dann weiterlesen)!

Meike: der Grinch; Martina: Außerirdische; Marvin: Wildschwein; Anja: Karneval in Venedig; Niklas: Achtung! Nichtschwimmer! Lena: Der Mönch ohne Peitsche; Anne: rosa Ferkel von Winnie Puh; Joris: Kamelhirte ohne Kamel (er raucht Marlboro); Chiara: Leopard mit falsch sitzender Augenschlitzmaske und Lothar: Griethausener Wolf ohne Biss. Der Regen ließ nach und wir hatten viel Spaß auch wegen der Kostüme anderer. Es gab Duschen, Weihnachtsmänner, Gießkannen, einen Bergtroll (super), ein Pferd plus Hinterteil der Rückenschmerzen hatte uvm. So etwas gibt es nicht mal in Kölle, wo sich die Bläck Föös nicht mal zum Auftritt verkleiden. Ach ja, unsere Parole bzw. Erkennungszeichen: „Vendetta“? – Hüpfen, hüpfen, hüpfen. Dat ham‘ wa wieder gehabt!

Fußball, Abendbrot in der Pause, Fußball. So in etwa der grobe Ablauf bis zum Abendprogramm. Hat leider nicht ganz für die Damen gereicht, aber da England nicht zur EU gehört, dürfen wir uns als Europameister fühlen. „Und was machen wir jetzt?“, fragten die ersten Kinder nach der Verlängerung. „Wie wär’s denn mit einer kleinen Nachtwanderung“?

Von Martina bestens vorbereitet schwärmten die Schreck- und Spieleposten schon bald aus und schon war die erste Gruppe auf der Piste. Die kleinen Mädels starteten zuerst (es wurde in den Gruppen gelaufen). Am ersten Posten galt es sich in 30 Sekunden 20 Alltagsgegenstände zu merken. Diese wurden anschließend wieder abgedeckt und so viel wie möglich musste: aufgezählt werden. Volle Punktzahl, satte 20 von 20 gewusst. Gruppe 3 Jungen folgte in gebührendem Abstand und sogar Vincent der Betreuerschwarm war dabei. O-Ton: „Eigentlich brauche ich meinen Schlaf, aber ich geh mal mit“. Ich kann hier nur von meinem ersten Posten berichten und zur nächsten Gruppe kann ich nur sagen: Die Waschmaschine läuft. Ein mit Schilf bewachsener Graben lud zum Erschrecken ein - die Buxen der mittleren Mädchen liefen voll. Auch als sie schon lange außer Sichtweite waren, ertönten ihre Schreie bei den folgenden Stationen noch durch die Dünen.

Die Jungs natürlich betont lässig und cool. Aber unsere bekannte Person mit den Initialen J. C. hat sich dann doch gehörig erschreckt und mit einem Meter rückwärts springen einen neuen Rekord aufgestellt. Noch länger erschallten hier und da diverse Schreie durch die Nacht. Auch Tränen einiger weiblicher Teilnehmer soll es gegeben haben. Aber Noelia und Evin haben auch mitten im scharfen Wind gestanden. Irgendwann hatte der Spuk ein Ende und zurück im Lager gab es zwar kein angedachtes Süppchen mehr, aber Brote, Dipp und Käse-Schinken-Würfel.

Das war Tag neun und was soll ich sagen: Kevin hat uns versetzt. Er ist nicht gekommen. Dafür ist Andre da (Garnelen, nehmt euch in Acht) und auch Maike hat ihre dritte Fährfahrt hinter sich und ist back on stage. Dazu ist Johanna für die letzte Woche zu uns gestoßen. Von der Aida ins Lager. Schön, wenn man sich noch verbessern kann.

 

 

30.7.22 – Tag 8:

Bergfest oder „Darf Kevin zum Spielen kommen?“

Eine Woche haben wir leider schon rum. Das Bergfest steht an oder wie man hier auch sagen kann: Das Müllbergfest! Im Grunde ein gutes Zeichen, wie ich mal ausführen möchte. Den Kindern gefällt es so gut hier, dass sie nicht zu Hause anrufen. Denn hätten sie zu Hause angerufen, dann hätten die Eltern wie darum gebeten auf den Müll auf der Wiese hingewiesen. Dies ist nicht geschehen, weil die Kinder nicht angerufen haben, was wir darauf zurückführen, dann es ihnen gefällt. Follow me, if you can!

Da es am gestrigen Abend später wurde (Schwimmbaddisco und die Hot Dogs) wurde heute etwas später geweckt. Danach das übliche Morgenprogramm. Reinigen der Zimmer, Sanitäranlagen und des Tagesraumes. Hierbei überschlug sich die großen Mädchen selbst um Längen. Die Räumlichkeit wurde akribisch, Zentimeter für Zentimeter gesäubert, dampfgestrahlt und gebohnert. Würde man uns heute Nacht Stühle und Tische klauen – macht nichts, wir können jetzt auch vom Boden essen. Carla (die Besitzerin) kam zufällig vorbei und wollte gleich den Preis für das Lager erhöhen. Als wir ihr das Zimmer der mittleren Mädchen zeigten, war sie aber wieder auf den Boden der Tatsachen geholt. Der Raum sieht aus, als hätte Ritskemooi dort ein Schiff auf Grund laufen lassen.

Während dessen starteten die Vorbereitungen auf der Wiese für unser Bergfest. Ein simples, einfaches, nostalgisches Bergfest. Quasi eine Lagerkirmes, wie sie die Älteren von euch vielleicht noch aus früheren Jahren kennen. Früher, als die Fähren noch Willem een, twee und drie hießen. Früher, als der Lageleiter noch männlich war, als Eddie die Raspatat noch selber brutschelte. Früher, als das Kellen noch am Oerd das Lager hatte, früher als Kellen noch gegen Griethausen im Völkerball verloren hat und früher, als die Straßenbahn noch durch Kleve fuhr.

Es gab Dosenwerfen, Torwandschießen, einen Schminkstand, das Leiterspiel, das Schullen-Spiel, Klett-Dart, Schuh-Hockey, nasser Schwamm werfen, eine Button-Maschine und vieles, vieles mehr. Jeder durfte machen, wozu er Lust hatte. Gleichsam flossen die Erfolge jedes Einzelnen mit in die Wertungen der Spielegruppen ein, so dass man sich schon anstrengen sollte. Jakob und Ben meldeten sich freiwillig dazu hinter der Schwammwand zu stehen und sorgten bei jedem Treffer für große Heiterkeit. Nora unterstütze Chiara beim Schminkstand und Jens gleich glaubte sogar einen Hauch eines Lächelns bei ihr gesehen zu haben. Und tatsächlich, allerdings war es ein hämisches Lächeln, weil sie Jörn bewusste hässlich geschminkt hat (die Rache der Frauen kann so schrecklich ausfallen). Nicht zu vergessen die Bubble Balls, die wir heute Nachmittag auch noch bekommen haben. Vor allem die Neulinge unter den Kindern waren begeistert.

Auch die Zuckerwattemaschine hat wieder fleißig ihre Arbeit verrichtet. Da heute keine Cola gekauft werden konnte, musste der Zucker auf anderem Wege zugeführt werden. Mitten in die Idylle spielender, lachender und fröhlicher Kinder passierte das Unglück. Frederik Appenzeller lief plötzlich grün an. Erst das Gesicht, der linke Arm, der rechte Arm, Beine – einfach alles. Bis am Ende ein schmächtiger, untergewichtiger Hulk vor uns stand. Wir waren ratlos. Schon bald kreiste der Rettungshubschrauber über uns. Wie sich aber herausstellte wollte dieser zum Midzomerfestival am Rande Burens. Schließlich kam Hilfe von anderer Stelle. Dr. Dusche fand die richtige Medikation und schon bald war Frederik wieder der Alte – natoblass.

Der Nachmittag gipfelte in einer gigantischen Wasserschlacht. Wozu hatten wir die vielen Plantschbecken denn auch befüllt. Am Ende blieb kein Auge trocken, die Klamotten sowieso nicht. Überstunden für die Wäscheleinen.

Zwischen den Spielen konnte jeder spontan bei dem mobilen Mittagessen pausieren. Pfann- und Reibekuchen und die restlichen Hot Dogs reichten bis zum Ende der Lagerkirmes. Am Abend durften die Grillmeister erneut zeigen, was sie können. Wir können es uns leisten, Kellen hat viel Kohle – ich meine Grillkohle.

Passend zum Bergfest wurde zum Festival in die Scheune eingeladen. DJ Niklas und MC Hasi wurden gefeuert und mit Armin ‚Marvin‘ von Buren verpflichtete die Lagerleitung junges Gemüse. Zögerlich füllte sich die Festival-Scheune zu Beginn, was darauf zurückzuführen war, dass die Beschilderung falsch angebracht wurde und die Campsite-Gäste bis zum Kooiplaats durchrauschten. Nachdem die Fans „Schmeiß den DJ raus“ skandierten und andere Musik lief, kam auch die Party in Gange. Macarena und Co. ließen schließlich die Tanzfläche bersten. Aber ganz ehrlich: Wenn man nach Achim Reichels ‚Aloha Heja He‘ nicht mehr alleine vom Boden hochkommt und auf Fremdhilfe angewiesen ist, sollte man überlegen, den Betreuerjob an den Nagel zu hängen.

Die durstigen Tänzer wurden bestens durch Mia und Emilia bewirtet, die alle Tanzwütigen mit leckeren Fruchtcocktails bewirteten. Tanja lud auch noch zu einer Runde Popcorn ein, ehe der Bergfesttag endete.

Abschließend noch eine Anmerkung zur neuen Sportdisziplin in der Spülküche die da lautet: „Trockne schneller ab, als die Industriespülmaschine spült!“ Gute Chancen aufs Treppchen hatten heute Anne und Team. Aber an die mittleren Mädchen kommen auch sie nicht ran.

Freuen wir uns auf morgen. Wir bekommen Besuch. Kevin kommt zum Spielen vorbei.

 

 

28.7.22 – Tag 7:

Watt und Watte oder komm wir gehen noch mal rutschen

Hilfe! Wir haben Ratten im Lager – Wasserratten. Mehr gibt es für heute im Grunde nicht zu berichten. Ein Wort, zwei Silben oder sechs Buchstaben beschreiben den Tag: Wasser! Während wir noch beim Frühstück saßen, blähte sich auf der Wiese bereits die Wasserrutsche auf. Flugs waren die Schläuche gelegt und das Wasser lief. Die Erfahrung der letzten Jahre zeigte, dass es dauert, bis das Auslaufbecken vollgelaufen ist. Derweil liefen die meisten der Räder aus. Die mittleren Jungen begaben sich erneut auf Radtour, diesmal durch die Dünen. Andere Strecke, gleiches Ziel. Wer zu den gestrigen Cola-Loosern gehörte, durfte heute noch nachlegen. Die Großen bummelten durch Nes. Die kleinen Jungen begaben sich gestärkt, das Nutella-Verbot war abgelaufen, in ‚De Vleijen‘. Die Mutigsten wagten sich sogar ins Wasser und übten sich an der Seilbahn. Auch ‚Vendetta‘ auf dem Floß tanzen sorgte für Erheiterung, guten Wellen und verdutzten Unbeteiligten.

Derweil plätschern die ersten Liter in das Becken der Wasserrutsche.

Im Lager geblieben waren die Kleinsten. Sie hatten eine Sporteinheit mit dem Schwungtuch zu bewältigen. Die Mittleren vollendeten ihre Gipsarbeiten und versahen die mittlerweile trockenen Hände mit Farbe. Danach musste eine Ablage gefunden werden, damit die empfindlichen Kunstwerke den LKW überleben. Vielleicht erklärt sich ein Elternteil bereit, mit dem PKW zur Fähre zu kommen und den Transport zu übernehmen. Für die großen Mädchen war heute Beauty-Tag angesagt. Gesichtsmasken und Schminkanleitungen sollen helfen, die Mädels für die Jungs wieder attraktiv zu machen und ins Gespräch zu bringen. Mein Tipp: Mädchen, hört auf Benjamin Blümchen-Hörbücher zu hören, dann nehmen euch die Jungs auch ernst.

Die großen Jungs probierten derweil ein neues Spiel aus, für dessen Aufbau Birgit und Tanja eine halbe Nacht ihrer Lebenszeit geopfert haben. Spike-Ball heißt das Spiel, an den Regeln muss noch gefeilt werden, wie Marvin berichtet. Es stellte sich heraus, dass Ben und Frederik nicht verlieren können.

Und das Wasser plätscherte weiter in das Becken der Wasserrutsche.

Das Grauen ist zurück. Erst waren es nur Gerüchte, dann erste Sichtungen, dann kam die schreckliche Wahrheit. In Nes wurde er zuerst gesehen. Der goldene Motzen-Kopf ist zurück. Grausamer denn je und er trägt eine rote Kapuzenjacke in dessen Etikett die Initialien J. C. eingenäht sind. Das „M“ ist übrigens kein Schreibfehler, aber für Schweinskram sind wir nicht zu haben.  Für die Nichtwissenden: es handelt sich um einen Styroporkopf für Perücken, dem zwei Hälften eines Tischtennisballes als Augen angeklebt wurden und dessen Gebiss aus einem zusammen gedrückten Kronkorken besteht. Dazu wurde er golden lackiert und dient gerne bei Nachtwanderungen als Spukutensil. Eigentlich fristet er sein Dasein auf dem Speicher, aber eines der Kinder muss die Türe losgelassen haben und er konnte entwischen.

Und weiter fließt das Wasser ins Becken.

Wir müssen das Schreiben kurz unterbrechen, da wir uns an der Pizza laben, die Bedburg-Hau uns überlassen hat. Merci dafür und bei nächsten Mal vielleicht ein bisschen weniger Käse. Danke!

Mittagessen, Pause und Startschuss. Die Wasserrutsche ist freigegeben. Aber wo bleibt die Sonne. Egal. Die Kids hatten trotzdem Spaß. Kalt ist es ja nicht. Rauf und runter ging es stundenlang und dann ließ sich sogar noch die Sonne blicken obwohl vereinzelt Schneeflocken zu zählen waren. Hat der Schreiberling einen Sonnenstich? Wie soll das zusammenhängen? Ganz einfach: Jens hatte die Zuckerwattemaschine an den Stromkreislauf angeschlossen und versorgte die Bagage Stäbchen für Stäbchen mit leckerster Zuckerwatte (selbstverständlich haben wir als Niederrheiner Pfeiffer und Langen-Zucker verwendet). Seine Unterarme sahen schon bald so aus, als ob Kankra sie persönlich eingesponnen hätte. Übung macht den Meister und geschmeckt hat es den Kindern erst recht. Danke an dieser Stelle an Sebastian Eul, der die Maschine zur Verfügung gestellt hat.

Nach dem Essen wurde die Gerüchteküche auf 19.30 Uhr vorgezogen. So konnten wir die Kinder auf ihren Zimmern binden, damit sie rechtzeitig die Sachen packen für die Schwimmbaddisco (schon wieder Wasser). Eine Scherzfrage hatte sich in die Gerüchteküche verirrt: „Was sagt ein Esel bei Nass vor der Tür?“ Antwort: „Mi – Ah“!

20.15 Uhr. Die Karawane zieht weiter. Die Regeln lauten, hintereinander, keiner überholt, der Betreuer fährt vor – Niklas kann aber auch manchmal laut werden. Eine Fahrradschlage, länger als der Rosenmontagszug in Kleve (gut, das ist auch nicht schwer), wälzte sich durch Buren mit dem Ziel Klein Vaarwater (ortsansässiger Campingplatz mit eigenem Schwimmbad). Wer es nicht weiß: Man kann nach Feierabend des Campingbetriebes das Schwimmbad anmieten, eigene Mucke mitbringen und ab geht die Luzie. Es wurde geplanscht, gerutscht und auf den Schwimmmatratzen geröpelt. Nach einer halben Stunde mussten wir das Becken auffüllen lassen, sonst wäre Schluss gewesen. Jakob und die beiden Frederikse (also A. und K., nicht Frederike) haben die Einbahnstraßenregel falsch gedeutet und versuchten die Rutsche von unten zu bezwingen. Fast schon oben angekommen kam es zum Frontalzusammenstoß – wie durch ein Wunder blieben alle unverletzt. Stau verursachen machte auch großen Spaß den man nicht beschreiben kann (Fotos gucken). Und während draußen schon die ersten Sterne funkeln, sind wir im Wasser noch beim Schunkeln. Viel zu kurz war die Zeit aber und zurück im Lager verwöhnte die Küche alle Hungrigen noch mit den schon von vielen herbeigesehnten Hot Dogs. Die Würstchen waren leider schon kalt, da wir noch aufgehalten wurden. „Kinder, gebt eure Fahrradschlüssel bis nach dem Schwimmen bitte ab“! Haben auch alle gemacht bis auf eine Person, die wir vorläufig wieder mit J. C. bezeichnen wollen. Schlüssel weg, das ganze Bad inklusive mehrerer Tauchgänge abgesucht – nichts. Ruckedigu, ruckedigu, der Schlüssel ist im Schuh! Und so nahm das Schwimmbad-Disco-Märchen für Jörn (jetzt ist der Name raus) doch noch ein gutes Ende.

PS: Lena, deine Mädchen warten seit einer Stunde!!!

 

 

28.7.2022 – Tag 6:

Strafe zum Frühstück oder ein Kurztrip nach Malle

Ein Beitrag von gestern muss noch nachgereicht werden. Jens, Marvin und ihre Mannen reisten zum Adventure Park nach Nes um sich im Paintball zu versuchen. Die Spielregeln waren einfach: Alle gegen die Betreuer. Bis auf einen Brustschuss (das kann schmerzhaft sein, fragt meine Kegelbrüder) und einer offenen Wunde am Fuß ist nichts Gravierendes passiert. Jonah geht es gut. Allerdings könnte das die Lösung der Frage sein: Woher kommt die Farbe auf den Klobrillen? Farbton: Rot. Sie lässt sich nicht mehr entfernen. Blut und Nagellack wurden ausgeschlossen. Aber wir werden niemanden zu Unrecht beschuldigen, das kann in die Hose gehen, wie wir heute auch gelernt haben. Später mehr dazu.

Höchststrafe erfuhren die kleinen Jungen heute beim Frühstück. Wiederholungstäter, sie waren wieder einmal sehr früh wach und sehr laut, trotz Ermahnung. Nutella auf dem Tisch war heute gestrichen. Ein Schuss nach hinten, wie sich herausstellen sollte. Natürlich stürzten sich alle auf die Alternative, die da Streusel hieß und in einem netten Gefäß mittig des sauberen Tisches stand. Noch! Erst kippten die obligatorischen Tassen Kakao um, das sind wir ja gewöhnt. Mit Ausnahme von Leon sind Wurst und Käse bei den Kleinen verpönt. Streusel muss es sein. Aber auch der Streusel unterliegt der Erdanziehungskraft und wenn man das Brot nicht mit Butter beschmiert, findet auch der teuerste Streusel keinen Halt und kommt erst wieder auf der Tischplatte, dem T-Shirt oder dem Boden zu stehen. Auch die Käseplatte bekam ein neues Muster. Rührei gab es heute auch einmal zum Frühstück. Schmeckte anschließend etwas schokoladig und nicht etwa, weil die Küche Schokoladeneier mit reingekloppt hat. Und die Moral von der Geschicht‘, Kindern das Nutella verbieten lohnt sich nicht.

Heute Mittag stand Action Bound auf dem Programm. Halt stimmt ja gar nicht. Es stand Dnuob noitca auf dem Programm, die Tagestafel wurde gestern Abend ja rückwärts geschrieben. Einige Betreuer, vor allem die schon Älteren, die immer noch Schallplatten hören, wurden in die Kunst der Erstellung einer Bound eingewiesen. Diese wurde im Anschluss direkt auf ihre Tauglichkeit überprüft und in Buren getestet. Die Technik hält, was der angebissene Apfel verspricht, also kann am Mittag gespielt werden. Derweil tobte auf der Wiese ein Flash Mob. Ca. 40 Kinder trafen sich zum Tanzalarm auf der Wiese. Die Proben haben sich gelohnt. Ein tolles Bild, wie die Kids mal mehr, mal weniger synchron abtanzten (einige werden es vielleicht schon gesehen haben, wenn nicht, es lohnt sich).

Die Tanzfaulen (mittlere Jungen) schnappten sich die Räder und machten eine kleine Radtour. Die Etappe führte von Buren zum Watt und dann immer am Deich entlang bis kurz vor Hollum. Mit zwei Bergetappen (Deich Fähre und Deich Rettungsboot) und einer Sprintstrecke (wer ist zuerst beim Jumbo) war die Strecke recht anspruchsvoll ausgewählt worden. 40% fielen dennoch aus dem Zeitrahmen. Soll heißen nur noch sechs Kinder bekamen Cola im Laden, danach ausverkauft! Tragisch für die Kinder, ein Segen für Leon Barth und sein Cola-Imperium, der das Geschäft schon gewittert hat - aber dann …

Nach der Mittagspause fand die Action Bound statt. Die Betreuer bildeten diesmal ein eigenes Team und hatten merklich selbst viel Spaß. Punkt für Punkt wurden die Aufgaben abgearbeitet. Das waren die Regeln, die vorher festgelegt wurden. Umso erstaunter waren wir, dass die Kinder Aufgaben überspringen konnten und die Reihenfolge ändern konnten. Da hat der Admin wohl ein Häkchen falsch gesetzt. Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, gut man muss natürlich etwas mehr laufen als beim Pool-Urlaub im Süden. Oder wie es Vincent ausdrückte: „Ist ganz gut hier, aber das Laufen ist blöd“.

Die Luft ist raus. Nicht bei uns aber bei unserem gasgefüllten Schwan (einige werden sich vielleiht an die Abfahrt erinnern). Er hängt nur noch kieloben mit dem Kopf nach unten unter der Decke im Betreuerraum. Wir werden uns morgen bei Michael Rübo beschweren, der auch auf der Insel ist. Der ist doch für Gas zuständig, oder?

Das Angebot zum Mittagessen wurde nur spärlich genutzt. Klar es wurden auch nur gesunde Sachen angeboten. Umso hungriger waren die Pänze am Abend. „Grill den Hensler Teil 2“. Die Schlote rauchten wieder und als Bernhard die Glastonne brachte und ein Stück zum Probieren bekam, es für gut befand, konnte das Buffett freigegeben werden. Dieser Bernhard wurde jetzt schon öfter erwähnt. Für die Nichtwissende unter Euch sei gesagt: Bernhard ist der Besitzer des Lagers und erst heute sagte er am Grill zu Jens, dass die Kellener die liebsten Gäste sind, die er im Jahresverlauf hier begrüßen kann.

Kaum waren Mayo und Ketchup wieder in der Küche verstaut, begann in der Scheune die Metamorphose. Für einige Stunden verließen wir Ameland und reisten nach Malle. Ein Schild in der Einfahrt kündigte dies schon gut sichtbar an. Die erste Disco. DJ Niklas und MC Hasi heizten ein. Gute Musik, gute Stimmung und gute Butter um die Gelenke von Birgit zu schmieren. Die Lagerleitung tanzte wie eine Elfe. Besentanz (Noelia gewann) und Limbo-Dance (Celina war die Beste) lockerten das Ganze auf. Ansonsten wurde getanzt bis der Estrich bröckelte. Ein schöner Abend, befand auch die Leitung und verteilte ein Lob.

Derweil wirft der nächste Tag seine Schatten voraus. Der Schatten wird von einem geschnürten Bündel geworfen, der die Mitte unserer Wiese schmückt. Die Wasserrutsche! Liebe Sonne, lass uns nicht im Stich (und die Wasserpumpe auch nicht).

Leon’s Cola-Oase kam ins Wanken. 17 Dosen waren verschwunden. Schnell waren die Schuldigen ausgemacht - die mittleren Mädchen. Die beteuerten ihre Unschuld Leon hielt dagegen. Bei der Durchfilzung des Mädchenzimmers fanden Anja und Martina zwar keine Cola, aber die großen Jungs. Netter Versuch, Jungs. Derweil meldete Leon Entwarnung, die Cola stand noch da wo sie war, er hatte sich verguckt! Nachdem Anja nach ihrem Wutausbruch wieder normale Körpertemperatur hatte und die Mädchen die Entschuldigung angenommen hatten war alles wieder gut – nur nicht für die großen Jungen. Tja, liebe Leute, solche Geschichten schreibt nur das Leben – das Lagerleben!

Und jetzt müssen wir auf den Speicher, die Wäsche an Hochheides Seite ist trocken.

 

 

27.07.22 - Tag 4:

Land unter in den Nasszellen oder der Küche neue Kleider

Heute war der „Geh mit deiner Hose spazieren Tag“. Warum? Wissen wir auch nicht. Der Weckdienst hatte wenig Arbeit, galt es doch nur noch wenige Schläfer aus den Träumen zu holen. Den überwiegenden Teil hatten unsere Kleinsten schon erledigt (ich plädiere für ein Lager ab 12 Jahren). Was war das? Feuchte Flecken auf dem Flurboden. Der Blick zur Decke beruhigte, keine undichten Stellen. Je näher das Bad, desto größer, reichlicher und nasser die Flecken. Im Badezimmer geradezu Land unter und in den Duschen herrschte Sintflut. Eine Erkundung mit der Hausdrohne brachte Gewissheit. Der Abfluss war verstopft. Mit Ankündigung. Birgit hatte die Betreuer schon öfter ermahnt, ihre Intimrasur nicht in der Dusche, sondern in Bernhards Bastelschuppen durchzuführen. Jetzt war es zu spät. Glücklicherweise ist die Pfarrgemeinde Teilhaber der Firma LOHAN und so hatten deren Mitarbeiter ris, HAsi und Niklas die Rohre bald schon wieder frei. Frühstück gerettet.

Der Paketbote steht vor der Türe. Prima, der bringt die Überwachungskamera! Wir müssen leider zu dieser Maßnahme greifen, um die vielen Stehpinkler zu überführen. Eine detaillierte, bebilderte Anleitung wie der Ablauf einen Toilettenganges ausgeführt werden sollte, stößt nicht nur auf taube Ohren, sondern vielmehr auch auf blinde Augen. Niemand scheint sie zu sehen. Dennoch konnten schon einige Täter überführt werden. Wir möchten jedoch keine Namen nennen, damit die betreffenden Eltern nicht bis zur Kirmes mit einer Burger-King-Tüte über dem Kopf durch Kellen rennen müssen.

Eine neue Krankheit schleicht sich in unser Lager ein, deren Bekämpfung so gut wie aussichtslos ist – Die Zockeritis. Glückspiele sind verboten, deshalb spielen wir es als Pechspiel. Wer nicht gewinnt hat Pech. Anja hat ein altes effes Kinderspiel dabei, welches Opa Heinz aus Griethausen auf dem Weihnachtsmarkt in Münster wieder entdeckt hat. Ein einfacher Kreisel beschriftet mit Nimm 1, Gib 2, Nimm alles, Alle geben, Gib alles und Gib 1 weckt große Begierden – vorausgesetzt man kann einen Kreisel bedienen. Dazu hat Anja die Spardosen ihrer eigenen Kinder von Ein- und Zwei-Cent-Stücken befreit, die als Einsatz dienen. Die eigenen Kinder sind jetzt blank und auf Schnupp-Spenden anderer Lagerkinder vom Bauchladen angewiesen. Pro erspielte 15 Ct gab es einen Lutscher und wer weniger hatte, der guckte in die Röhre. Halt! In anderen Lagern mag das so sein, nicht bei uns in Kellen. Wer mehr hatte, der gab ab und stockte die Beträge der weniger kreiselsicheren auf – Lutscher für alle. So soll es sein.

Ein Hoch auf die Küche, der Küche ein Hoch hieß es aus 70 Kehlen. Hähnchenschnitzel, Brokkoli und Kroketten schmeckten nach Nachschlag.

Am Nachmittag wurde der Hof zum Messegelände. Die Creativa öffnete die Pforten. Die großen Mädels waren in Bastel-, Mal- und Gestalte-Laune. Zunächst wurden Tassen bemalt. Da noch Farbe, Zeit und Lust vorhanden war, bemalten sie auch noch T-Shirt und weil das so gut geklappt hat, spendierten sie dem Küchenteam auch noch neu, selbstgemachte Kochschützen. Die Küche war selig und strahlte heller als die Gefriertruhe, wenn man sie öffnet. Zu guter Letzt designten sie eine neue Lagerfahne, die seit heute Nachmittag im Nordseewind flattert. Und um einen Fahnenklau müssen wir uns auch keine Sorgen machen. Wachen sind nicht nötig. Ohne Akkuschrauber keine Chance. „Willst du die Kellner Fahne klauen, musst du erst mit dem Akkuschrauber schrauben!“ Deutsche Wertarbeit an holländischem Fahnenmast. Sehr löblich!

Zugleich war Markt in Nes. Dieser wurde auch seitens unser gut besucht, wie man an den wenigen im Lager verbliebenen Fahrräder erkennen konnte. Es war fast schon wie das Betreuersuchspiel. Anja und Martina haben ein kleines schnuckeliges Café entdeckt, weitab der Touristenströme und wollten einen frisch gerösteten Kaffee genießen. Denkste, auch im letzten Winkel wurden sie aufgestöbert.

Wieder im Lager hat Anja die Kinder erst mal auf deren eigenen Wunsch mit Drogen versorgt. Ihr wisst schon, die „Drööge“ Bast war vor drei Jahren der Renner. Nach kurzer Anleitung hatten es die Kids wieder drauf. Ich denke, dass schon morgen die ersten Freundschaftsbändchen verteilt werden.

Zum Abendbrot gab es keine Peking-Ente, dafür aber im Anschluss an das Abendbrot Peking-Akte auf der Wiese. Erklärung: Durch kleine Spielchen, Fragen oder Aufgaben galt es Hinweise zu ergattern, mit denen man ein Verbrechen aufklären und den Täter überführen musste. Und das Ganze erstmals in den frisch gebatikten Spielegruppen-T-Shirts. Kompliment, die sehen toll aus. Ich weiß genau, was die gemeinen Leser jetzt denken. Gruppe 5, also Lothars Gruppe, ist sowieso letzter geworden. Ja Scheiße! Alle drei Runden gewonnen. Rennen und laufen kann jeder, aber jetzt, wo denken und kombinieren gefragt sind, ist die blaue Gruppe den anderen nun mal um Längen überlegen. Somit ist der Spruch, der heute in der Gerüchteküche verlesen wurde ein und für allemal Geschichte: „Willst Du Lothars Gruppe oben sehn, musste du die Tabelle drehn“ (für Gladbach gilt das natürlich weiterhin)!

Zu guter Letzt noch ein Hilferuf. Tim Thalers Schwester ist in Not. Noras Lachen wird vermisst. Wo ist Noras Lächeln. Seit vier Tagen keine Spur. Im Keller kann es nicht sein, das Paradiso ist nicht unterkellert. Auf dem Speicher kann es sich auch nicht versteckt haben, der ist für Kinder tabu. Wir hoffen und suchen weiter in unserem großen Lager. Um die Größe einmal zu verdeutlichen. Als in der Küche das 2:1 für die deutschen Damen gefallen ist, ist dies im Betreuerzimmer erst 40 Sekunden später gefallen!

Zu guter Allerletzt noch ein Gruß an unsere Freunde aus Hochheide und die Beantwortung der Frage, warum man in einem Ferienlager noch Zeit für Berichte hat. Lieber Thorsten Hendricks, wenn man Teil eines solchen Team ist, wie es in Kellen wieder mal an den Start geht, in dem jeder für jeden einsteht und ein Rädchen ins andere greift, geschmeidiger als ein Schweizer Uhrwerk und dazu noch Simon uns unentgeltlich unterstützt, dann lieber Thorsten hat man auch schon mal Zeit für Berichte. Und jetzt wird noch Wäsche aufgehangen – auf eurer Speicherseite!

 

 

26.7.22 – Tag 4:

Tanz, Püppchen, Tanz oder Heimlichkeiten am Strand

Die Lagerleitung hat gelogen und Anja auch. Hoffentlich bekommen wir keine Lungenentzündung. Der Reihe nach. Das Frühstück verlief ohne Besonderheiten. Die üblichen Sauereien mit Nutella und Streusel – nicht der Rede wert.

Ein Lagertanz sollte her. Also gab es heute Tanzalarm in der Scheune. Die Tanzalarm-Kids waren zunächst nur mäßig begeistert, was sich im weiteren Probenverlauf änderte und die Unterbrechung durch das Mittagessen nur unter Protest in Kauf genommen wurde. „Jam in the ich weiß nicht mehr“, also irgendwas mit Marmelade wurde einstudiert. Mal sehen wie das Endprodukt am Ende wird.

Des Weiteren wurden praktische Gipshände hergestellt. Anjas im Vorfeld vorbereiteten Anschauungsstücke weckten den Ehrgeiz der Mädels und sie gingen mit viel Motivation ans Werk. Am Ende sollte ein schöner Ring- oder Brillenhalter entstanden sein. Natürlich war auch der ein oder andere ausgestreckte Mittelfinger dabei wurde aber toleriert.

Das Mittagessen unterbrach die Kreativität auf beiden Seiten. Käsespätzle wurden ausprobiert. Dazu eine kleine Salatbar angeboten. Wer für beides keinen kulinarischen Gaumen entwickelte, der konnte sich auch noch an Maultaschen sattessen. „Meine Mutter macht die besten Maultaschen, mit selbstgemachter Tomatensoße. Davon esse ich zwanzig Stück“! „Klar, deshalb hast du auch den Halben liegen lassen.“ Gesprächsstoff gibt es immer beim Essen. Der liebe Gott ist mächtig, die Spätzle jedoch sind mächtiger. Es wurde nicht mit Käse gegeizt. Oder ist der Küche ein Eimer geriebener Gouda in den Topf gefallen? Alle waren pupe satt. Sogar der anschließende Bauchladen hatte Absatzschwierigkeiten. Nichts ging mehr, ebkes Beine hochlegen.

Nachmittags konnte zwischen mehreren Angeboten gewählt werden. Ein Besuch am Wasserspielplatz (kann man machen), eine Fahrt in den Neser Wald (hatten wir doch auch schon alles) oder eine Wattwanderung (ja klar, da mach ich mit, sonst darf ich heute Abend nicht zum Strand). Zwei Möglichkeiten. Kurzer Fußweg nach Buren, dafür aber Schlamm. Oder lange Fahrt nach Hollum, dafür aber nur Muscheln, Sand und kein Wasser. So wurde es uns von der Lagerleitung versprochen und Anja tutete ins gleiche Horn. Großen Dank an Stefan Ingensand und Michael Janssen (Wusel) aus DJK Kleve, die uns beim Personentransport mit zwei Bullis unterstützten.

„Wann kommt denn der Wattwanderer“? Er kam schon bald, aber es war nicht Harmen. „Wer nicht hört zur rechten Zeit, der muss frieren unterm Kleid“. Da die Ohren bei der Empfehlung zur Kleiderwahl für eine Wattwanderung bei den meisten auf Durchzug standen, wurde es doch empfindlich frisch für einige Mädels, deren Jeans doch ziemlich eingegangen sind. Wie die Pinguine standen sie dicht gedrängt eng umschlungen im Kreis um sich gegenseitig zu wärmen. Inhaltlich brauchen wir glaube ich nicht groß von der Wanderung berichten. Ihr wisst es auch so schon. Krebs mit Dreieck am Panzer hat Pipimann, Krebs mit Kreis am Panzer nicht. Seegras und Würmer kann man essen. Muscheln auch und davon haben wir reichlich gebraucht gemacht. Viele haben probiert und auch drin behalten. Zurück zum angeblich wasserlosen Watt. War ja doch Wasser da und die vielen schönen, weiße Schuhe der Mädels aber auch einiger Jungs wurden feucht, feuchter und schließlich hieß es Schuh unter. Der Rest war nölen, zetern, meckern und aufregen. Die schönen weißen Schuhe aber auch.

Nach dem Abendessen ab in Richtung Buren-Wald. Dort wurde eine weitere Challenge für die Spielegruppen gelegt. Chaos-Spiel im Wald. Einige Karten waren schwerer zu finden als eine Stecknadel im Heuhaufen. Gruppe Lothar fand ein Handy im Wald, eingeschaltet und sogar entsperrt. Prima, da kann man sich die Nummern und Kennwörter prima notieren. Am Ende hat die Gruppe dann doch davon abgesehen. Sie wollte lieber ehrlich bleiben. Belohnung – letzter Platz wie immer.

Momentan sind einige Betten noch unbesetzt. Jonas feiert in den Geburtstag rein und wünschte sich einen romantischen Abend mit den mittleren Mädels am Strand. Keine Angst liebe Eltern, Marvin und Martina sind dabei. Derweil schmiedeten die mittleren Jungs einen perfiden Plan. Sie wollten in Abwesenheit das Mädchenzimmer auf links ziehen. Aber sie haben die Rechnung ohne Maja gemacht, die lieber im Lager bleiben wollte. Listigerweise hatte sie eine leere Dose auf die Klinke gestellt, Alarm ausgelöst und somit schlimmeres verhindert. Derweil laufen bei den großen Mädels Gift und Galle unter der Tür-Ritze hervor, weil sie für den heutigen Abend ausgebootet wurden.

Ein kurzer Hinweis noch auf unseren Jungunternehmer Leon Barth. Ein Fuchs unter den Mittleren. Zum Besuch im JUMBO hat er sein Kapital in Cola umgesetzt und gewartet, bis die Gruppe die eigene Cola verzehrt hat (ging schnell). Jetzt vertickt er seine Dosen listet an seine Zimmerkameraden – ich glaube er würde die Höhle der Löwen überstehen.

Gerüchteküche gibt es heute nicht. Aber Hasi läuft wie ein Nummerngirl mit einem RUHE-Schild durch das Lager. Wenn das mal nicht Anlass zu neuen Gerüchten gibt. Wir werden es erfahren. Vielleicht schon morgen an Tag 5.

 

 

25.7.22 – Tag 3:

Farbspektakel in der Scheune oder wie man Döna ohne Fladenbrot isst

In der Regel werden wir montags immer vom Müllwagen geweckt, der schon sehr früh seine Kreise durch Buren zieht und auch Station vor ‚De Klok“ macht. Vor allem die Bewohner des Vorhauses können ein Lied davon singen. Heute aber nicht. Aber wozu braucht man ein Müllauto, wenn man doch die kleinen Jungen im Hause hat. Noch bevor das erste Schaaf auf dem Deich blökte, bevölkerten die Kleinsten den Flur und spielten Fangen – lautes Fangen und das lange bevor offiziell geweckt wurde. An ein weiterschlummern war nicht zu denken. Das Frühstück fand dann wieder überpünktlich statt. Die gewonnene Zeit wurde im Anschluss benötigt um sich dem Zimmer 1, Treppe oben links zu widmen. – Gedankenpause – richtig geraten, Zimmer der kleinen Jungen. Den Betreuern standen die Haare zu Berge. Das Wertstoffdepot von Pietsch ist dagegen klinisch steril. „Meine Mama hat mir viele T-Shirts eingepackt. Die sind alle weg“. „Dann schau doch mal in deinem Koffer nach und nicht in dem deines Bettnachbarn!“ Problem gelöst, viele Hände, schnelles Ende, Zimmer wieder sauber.

Ein junger Mann fiel uns auf, der vor dem Zaun herumlungerte und das Lager beobachtete. Es stellte sich heraus, dass es ein Mitarbeiter vom JUMBO war, der Alarm schlagen sollte, wenn das Lager Kellen seine Fahrräder abholt. Das bedeutet Arbeit und Absatz im Laden. Der Späher konnte seinem Filialleiter grünes Licht geben, denn schon war Birgit mit einem Konvoi Kindern im Schlepptau auf dem Weg zu Metz. Hätte auch fast reibungslos geklappt, außer, dass Jörn noch nicht den Unterschied zwischen Kinder- und Erwachsenenfahrrad kennt. Jeder einen Sattel unter dem Hintern ging es in schneller Fahrt zurück zum Lager.

Szenenwechsel in die Scheune: Rolf Zuchowskis Weihnachtsbäckerei sollte ursprünglich ein Sommerhit werden mit dem Titel: „In der Kleiderfärberei gibt’s ne große Sauerei“. Die Schmach vor drei Jahren beim Batiken (schlimmer als Cordoba 1978) saß Joris und Chiara noch immer quer. Das konnte so nicht stehen bleiben. Deshalb starteten sie einen neuen Versuch. Noch besser vorbereitet um nicht zu sagen bis aufs i-Tüpfelchen vorbereitet wurden gruppenweise die T-Shirts eingefärbt. Ein Blick auf unsere Wäscheleine zeigt – es ist gelungen (Fotos werden auf Facebook nachgereicht).

Mittagessen: Es gab Pfannekuchen. Das heißt Pfannkuchen, du Depp!

In der Pause gab es die erste Taschengeldausgabe. Auch der Bauchladen hatte Premiere. Es wurden mehrere Augäpfel in der Scheune gefunden. Sie sind den Kindern einfach rausgefallen beim Anblick so vieler Süßigkeiten, die dort feilgeboten wurden. An dieser Stelle eine Bitte an Sie, liebe Eltern: Wenn sie in den nächsten Tagen einmal mit ihren Kindern telefonieren, dann erklären sie ihnen doch auch noch einmal, dass Bonbonpapier, Verpackungen und Lutscher-Stängel in die Mülltonne und nicht auf die Wiese gehört. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit.

Es folgte die lang ersehnte Reise, nicht nach Jerusalem, aber nach Nes. Warum auch immer, für die Kinder ist dies Jahr für Jahr ein Highlight, welches die Größenordnung von Weihnachten und Ostern übertrifft. Die Gerüchteküche sagt, es hängt wohl mit einem dort ansässigen Billigdiscounter zusammen. Es wurde aber auch gebummelt. Die mittleren Mädchen waren begeistert und tauschten Geld gegen Kettchen und Taschen.

Wieder im Lager stand schon bald das Abendessen vor der Tür. Es sollte Döna geben. Hier einmal die Zutatenliste: 1. Fladenbrot – halt stopp. Wir hatten kein Fladenbrot. Auf der ganzen Insel gab es kein Fladenbrot. Wie von der Flut verschluckt. Aber unsere Küche ist nicht umsonst die Beste zwischen Kleve und Warbeyen und so wurde kurzerhand provisiert und Pommes Frites dazu gereicht. Und es war sehr, sehr lecker.

Kommen wir zu den ernsten Dingen des Lagers. Das Betreuerzimmer (männlich) hat einen Relaunch erfahren. Marvin kam, sah und räumte die Betten um. Ohne Urgestein Hasi zu fragen stehen die Betten jetzt in Hufeisenform. Hasi war erzürnt, bitte enttäuscht und gekränkt. Das hatte noch keiner in seiner langen Betreuerkarriere gewagt. Außerdem stand ihm die Peinlichkeit ins Gesicht geschrieben. Am Fußende hängen Jens jetzt Hasis Schweißfüße im Gesicht (hat er selber gesagt) und am Kopfende schnarcht er jetzt Lothar in sein gesundes Ohr. Die Aufklärung folgte am Abend in der Gerüchteküche. Marvin leidet an Höhenangst und hat Angst aus dem Bett zu fallen. Dieses steht jetzt an der Wand und so wurde die Chance herunterzufallen auf 50% reduziert.

Nach dem Abendbrot noch etwas Bewegungssport. In den Spielegruppen wurde eine Fotorally gestartet. Da Anne bei der Längenlehre aber die Schule geschwänzt hat, war die Strecke doch wohl etwas lang geraten, aber alle waren mit Begeisterung dabei und haben die Tour bewältigt. So viel Einsatz muss belohnt werden, befand die Lagerleiterin und ließ noch ein Eis bei Eddie für Alle springen. Die Softijs-Maschine ächzte aus allen Fugen und die Kasse platzte anschließend aus allen Nähten. Danach immer noch nicht genug. Wer es auch immer war hatte die Idee, eine Runde Völkerball mit dem kompletten Lager zu spielen. Alleine bis die Mannschaften zusammengestellt waren, hatten sich Ebbe und Flut einmal abgelöst. Einen Sieger gab es am Ende nicht. Wir mussten abbrechen – zu dunkel war es geworden.

Letztes Highlight für heute war die Neuauflage der Gerüchteküche. Für Neulinge: Gezielt gestreute Gerüchte werden per Zimmerlautsprecher in die Gruppenbehausungen übertragen. Wer mit wem und was wer wie und warum und so weiter. Dies sorgt immer wieder für Heiterkeit und es gibt immer ein großes Hallo.

Spruch des Tages und dann muss gut sein:

Kind: Wer ist für die Musik zuständig?

Anne: Ich.

Kind: Spiel mal Hope!

Anne: Das heißt bitte.

Kind: Spiel mal bitte Hope, Hope so wie man es schreibt: HaOhPeEH!

23:37: Eilmeldung, Eilmeldung, Eilmeldung – ganz frisch von den Zimmern.

Die großen Jungs haben die mittleren Mädchen zu einem kleinen Rendezvous eingeladen – Stopp – große Mädchen sind in diesem Jahr nicht angesagt – Stopp – große Mädchen sauer – Stopp – mittlere Mädchen auf Wolke sieben

 

Tag 1 – ein Nachtrag

Es hat einen mächtigen Rüffel der Lagerleitung gegeben, da eine wichtige, bemerkenswerte Anmerkung unterschlagen wurde. Wie der LKW nach Kleve kam, wurde ja bereits ausführlich ausgeschmückt. Die Antwort wer den LKW gefahren hat blieb dagegen unbeantwortet.

Wir konnten keine geringen als Franz Mersdonk, gespielt von Christian Jansen und seinen Kumpel Günther Willers, der in Kellen unter dem bürgerlichen Namen Stefan Rütten bekannt ist, engagieren. Die beiden haben extra ihre Barcelona-Duisburg-Tour unterbrochen, nur um uns aus dem Dilemma eines fehlenden Fahrers zu helfen. Die beiden Rubber Dugs haben ihr Wochenende geopfert und ihre Arbeit sehr, sehr gut gemacht. Nach gefühlten 25 Kreisverkehren auf der Strecke zwischen Leeuwarden und Holwerd lag die Ladung immer noch millimetergenau an den Stellen, wo sie hin gepackt wurde. Danke für eure Hilfe. Wir hoffen, ihr hattet einen schönen Tag/Nacht bei uns und seid wieder gut am Niederrhein angekommen. Oder seid ihr schon wieder „Auf Achse“?

 

24.7.22 – Tag 2

Was ist heute Morgen schiefgelaufen? Um 9 Uhr sollte Frühstück sein, aber bereits um 8.45 Uhr saßen alle Kinder frisch gebügelt an ihren Tischen. Sofort musste ich an Katja Ebstein denken: „Wunder gibt es immer wieder…“.

Wenn man keine Wolken am Firmament sieht und den Kopf nach oben richtet, dann sieht man „Zum blauen Himmel“. Bitte nicht verwechseln mit dem Etablissement in Kleve in der Schloßstraße. Dazu noch angekündigte 32 °C und der Tagesablauf wurde kurzfristig abgeändert. Anstelle des geplanten Programms war Strandgang angesagt. Wie gut, dass Chiara’s „Was brauche ich für den Strand“-Liste, die drei Jahre auf dem Dachboden überstanden hat ausgehangen wurde. So war das Lager bestens vorbereitet. Nicht vorbereitet waren wir auf den Wind, der am Strand tobte. Unsere letzte Investition in einen großen Wind- und Sandfang war buchstäblich in letzteren gesetzt worden. Es brachte nichts. Da konnte man es schon besser im Wasser aushalten. 18 °C sind sicherlich noch zu toppen, aber das störte die vielen Wasserratten nicht. Da der Tidenkalender Ebbe anzeigte war natürlich Vorsicht geboten, aber unser Nichtschwimmer Niklas „Mitch“ Paeßens und seine Nixen Birgit, Martina und Anja hatten die Situation jederzeit im Griff. Nur mit roten Badeanzügen konnte nicht gedient werden. Zur Mittagszeit wurden die Sandwiches oben an den Strand gebracht und konnten sandlos und ohne knirschen verzehrt werden. Nicht alle hatten Bock auf Meer und in grandioser Teamarbeit wurde mithilfe der mitgebrachten Schaufeln der Strand in einen Schweizer Käse verwandelt. Unser Liegeplatz sah am Ende aus wie eine originalgetreue Nachbildung der Vulkaneifel im Maßstab 1:10000. Lionel und Leon stellten derweil einen neuen Rekord im „ich bleibe am längsten in der Nordsee“ auf. Sie waren bei aufkommender Flut nicht aus dem Wasser zu bewegen, sehr zur Freude der Aufsicht.

Wieder im Lager hatten die Duschen Höchstarbeit zu leisten. Die Sorge von Moritz, kein warmes Wasser mehr zu bekommen, war völlig unbegründet. Carla und Bernhard haben doch Kollektoren auf dem Dach. Währenddessen hatte sich Marvin eingeschlichen. Andre Peters und Alexander Giebels haben ihn einen Tag später an die Nordsee gekarrt. Vielen Dank dafür. Jetzt sind wir komplett.

Eine leichte Rauchsäule zog hinter dem Betreuerraum auf. Darin standen zwei schwitzende Menschen. Aha, der Grill ist an, zum ersten Mal. „Wenn mittags Brote bloß, ist der Hunger am Abend groß“. So wurde kräftig zugeschlagen, dank der reichlichen Beilagen gerade zu geschmaust. Würstchen, Speckläppchen, Nacken und Filetspieße – wer will da noch meckern?

Am Abend wurden die schon heiß erwarteten Spielegruppen eingeteilt, die kurz darauf in einer ersten Spieleform ihre Kräfte messen konnten. Joris hatte eingeladen. Bälle werfen und hinterherlaufen. In Ostfriesland auch als Bosseln bekannt. Betreuer Derks hatte eine anspruchsvolle, ca. 3,5 km lange Strecke ausgetüftelt. Touren um Buren. Mit sagenhaften 102 Würfen katapultierte sich Lothars Spielegruppe gleich einmal auf den letzten Platz. Ehrlichkeit wird heutzutage nicht mehr belohnt. Dabei wurde kein Ball aufgegeben und im Gegensatz zu anderen Gruppen beide Bossel-Kugeln wieder mitgebracht. Sehr löblich dabei der Einsatz von Frederik A., Emma und Anton, die jeden Busch auf links gezogen haben, um verlorene Kugeln zu finden. Zerschunden von Mutter Natur kehrte Gruppe 3 als letzte ins Lager zurück. Dafür können wir aber auch eine Wette für „Wetten, dass …?“ anbieten. „Wir wetten, dass wir sämtlich Pflanzen in den Gräben rund um Buren daran erkennen, wie sie stechen, schneiden und pieksen“. Brennnesseln sei Dank!

Die gemeinsame Singrunde in der Scheune schloss den Tag Zwo ab.

 

 

Tag 1 - 23.07.22:

Es geht wieder los – Kinder, was seid ihr groß geworden!

Ein lauter Knall durchbrach heute Morgen die Stille im beschaulichen Kellen. „Jetzt hams’e den Geldautomaten anne Volksbank gesprengt“, dachte sich Oma Scherer und rückte ihr Hörgerät zurecht. Falsch gedacht liebe Oma. Es war nur der Startschuss in das zweite halbe Jahrhundert des Amelandlagers Kellen. Nach dem Jubiläum und der anschließenden zweijährigen Zwangspause ging die lange Durststrecke und amelandlose Zeit heute zu Ende. Aber die Sterne standen zunächst ungünstig, konnten wir doch keine sichere SSL-Verbindung zur Insel herstellen. Also weder Schwanenritter, Stiehl und auch Look konnten wir für den Personentransport gewinnen. Dazu scheinen es auch noch die 7,5-Donner den Dinosauriern gleichzumachen – sie sterben aus. In und um Kleve herum war kein LKW aufzutreiben. Wir wollten schon mit Pferd und Wagen anreisen, konnten jedoch keinen passenden Hufschmied finden. Über Hannen konnte auf den letzten Drücker ein LKW in Duisburg organisiert werden, dachten wir. Dort gab es nur die Papiere und das Vehikel selbst musste in Oberhausen geholt werden. Danke an Jens und Hasi für die Abholung und den Transport nach Kleve.

Treffen an der Kirche, Reisesegen durch Kaplan Hendricks, alles wie immer. Aber kein Bus am Finanzamt. Der Fahrer des niederländischen Unternehmens konnte den Bus aufgrund Überlänge nicht durch den Leitgraben bugsieren und wartete auf der Emmericher Straße. Egal. Nach fünf Grünphasen hatte jeder die andere Straßenseite erreicht und ab ging die Post. Dank DJ Mika stieg die Stimmung im Bus schneller als das Jahrhunderthochwasser 1995. Lautes mitsingen war erlaubt. „Der Bus, der Bus, der Bus hat keine Bremsen“, gab es am Ende als Abschiedsständchen für den Busfahrer. Dieser wird wohl am Abend mit Tinnitus in sein Depot zurückgekehrt sein.

Zur selben Zeit 220 km weiter stand sich die Vorhut wie in einem besungenen Lied der Spider-Murphy-Gang die Füße platt (kleiner Beitrag zur „Layla“-Diskussion). Das Vorlager war gerade im Begriff die Heimreise anzutreten und Carla’s Putzkolonne hatte den Kampf gegen Staub und Sand gerade erst begonnen. Warten war also angesagt, aber die neue JBL-Box verkürzte die Zeit mit einigen Playlists. Zudem galt es noch einige Lebensmittelspenden vom scheidenden Bedburg-Hauer Lager abzuholen. Danke dafür. Noch ehe die Arbeiten abgeschlossen waren, schossen auch schon die ersten Kinder auf den Hof. Es kam Leben in die Bude. Der Kampf um die Betten endete ohne Blutvergießen und Vincent gefiel sein Nachtlager so gut, dass er gleich am hellichten Tag einschlief.

Während die ersten Bälle über die Wiese gepeitscht wurden, rottete sich das neue Kochteam (Tanja und Birgit haben Unterstützung bekommen, diese wollen aber aus Bescheidenheit nicht genannt werden) zur ersten Challenge in der Küche zusammen. Spaghetti Bolognese (Traditionen zum ersten Tag muss man pflegen) wurden zum Abendbrot serviert. Das Abräumen funktionierte reibungslos, bis die Spülmaschine aus immer noch unbekannten Gründen ihren Dienst verweigerte. Küchenmutti Birgit bewies jedoch ungeahnte Klempnerqualitäten und brachte den Industriecleaner wieder zum Laufen. Da am Lager noch an den letzten Feinheiten gefeilt werden musste – einräumen, Scheune herrichten, Schmückung, Lichterketten anbringen uvm., gab es zum Kennenlernen (denn es fahren viele Kinder zum ersten Mal mit) erst einmal nur die bekannten Spiele auf der Wiese. Die ersten Pflaster wurden verteilt (Ruhe bewahren, keine Fleischwunden) bis zur ersten Lagerrunde geläutet wurden. Hier noch einmal eine kleine Einweisung in „was darf ich und was darf ich nicht“ und der Tag neigte sich dem Ende. Wie es sich für den ersten Abend gehört, auch hier wird die Tradition großgeschrieben, stimmten alle noch das Amelandlied an. Ach ja, ein Lob der Lagerleitung für das vorbildliche Verhalten der Kinder auf der Hinfahrt gab es auch noch.

Wir wünschen uns, aber vor allem den Kindern zwei unvergessliche Wochen auf Ameland im PARADISO. Die Kinder haben es sich verdient.

 

 


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